Gedanken zu Social Media (1) - Alkohol und Zigaretten
Doomscrolling - für mich ist es dieser nicht aufhören wollende Drang Instagram zu schauen. Wahlweise wohl auch YouTube (shorts), Tiktok oder Facebook. Oder alle nacheinander.
Vermutlich ist es ein Gefühl von Fomo, der Fear of Missing out, dass mich immer mal wieder und hunderte Millionen Internet Nutzer zu digitalen Zombies werden lässt. Dahinter stecken die ominösen Algorithmen, die unser Scrollverhalten, unsere Likes, Verweildauern und bestimmt sogar unsere Augenbewegungen sammeln, verknüpfen und herleiten, was wir wohl als nächstes ansehen sollten, um nicht aufzuhören.
Ich kann mich noch an eine Zeit erinnern, als mein Facebook Feed irgendwann zu Ende war, weil meine Kontakte nichts neues gepostet hatten. Das erschien mir richtig.
Heute habe ich keine Kontakte mehr, die posten, sondern ich folge. Und wenn es von den Nachrichtenseiten, den Comedians, Sportlern oder sonstigen Influencer, die mein Interesse geweckt haben nichts mehr gibt, dann kommt irgendwas wie ein anderer Comedy Clip, ein Psychostatement oder ganz plump ein halbnackter Mensch in den Feed. Es hört nie auf.
Und dazwischen Werbung. Das ist der Zweck. Aufmerksamkeit generieren. Meine, deine, Jedermanns. Und Werbung platzieren, Werbeplätze verkaufen. Und das mit Fomo. Es ist so gesteuert und gewollt.
Diese Erkenntnis, gepaart mit der meiner Lebenserfahrung nach richtigen Annahme, dass Menschen sich per se nicht nur für Dinge interessieren, die gut für sie sind, lassen einen ganz faden Beigeschmack. Hier möchte ich einen kleinen Exkurs wagen zur kleinen alten Tante des Social Media. Zur Bildzeitung. Schon die Ärzte in "Lasse redn" besingen im Jahr 2007 die Bildzeitung mit den Worten:
Lass die Leute redn und lächle einfach mit,
Die meisten Leute haben ihre Bildung aus der BILD.
Und die besteht nun mal, wer wüsste das nicht,
aus: Angst, Hass, Titten und dem Wetterbericht!
Die Bildzeitung ist seit Jahren und vielleicht schon immer die auflagenstärkste Zeitung in Deutschland. Und die Ärzte haben einfach nur recht mit dem Inhalt. Diese Inhalte verkaufen Auflagen. Viele, viele Auflagen. Und nicht nur das. Wegen der Auflage ist die Zeitung ein Machtinstrument des sie kontrollierenden Konzerns. Es ist einfach starke aber vielleicht nicht immer ganz so faktenbasierte Schlagzeilen zur Politik einfließen zu lassen, um damit die Politik unter Druck zu setzen. Es gibt zahllose Beispiel, wobei ich hier nur den Heiz-Hammer nennen will.
Und Social Media ist die nächste Evolutionsstufe. Es geht um Aufmerksamkeit und noch viel mehr geht es um Kontrolle und Beeinflussung der öffentlichen Meinung.
Und Social Media ist die nächste Evolutionsstufe. Es geht um Aufmerksamkeit und noch viel mehr geht es um Kontrolle und Beeinflussung der öffentlichen Meinung.
Es bleibt die Hoffnung, dass genügend Menschen der Existenz als Digital-Zombie entkommen wollen. Die Erkenntnis, dass Social Media süchtiger macht als Nikotin, ist mittlerweile weit verbreitet. Ich hab eine Meinung gelesen - leider die Quelle nicht notiert - gemäß der darin auch die Chance verborgen ist, dass Social Media eine ähnliche gesellschaftliche Wahrnehmung erhält wie eben Alkohol und Nikotin und die Bild Zeitung. Mal ganz nett, es geht aber auch richtig gut ohne.
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Erste Fassung veröffentlicht am 17.12.2024
18.12.2024: Link zu (2) eingefügt.
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