Gedanken zu KI (4) - Echtzeitfaktenprüfung

Wissen was wahr ist  mit KI. Kann das funktionieren. Ist das sinnvoll? Wollen wir das?

Ich habe in Gedanken zu Social Media (2) ausgeführt, dass unter der Annahme einer geringen Wahrheitsneigung in Social Media und auch der Politik ein Korrektiv eine Echtzeitfaktenprüfung sein kann. Wahrheit ist  nicht immer erwünscht. Ich finde die Argumentation und Erläuterung von Yuval Noah Harari in Nexus einleuchtend, dass Wahrheit und Ordnung in dem, was er menschliche Informationsnetzwerke nennt, miteinander konkurrieren. Wahrheit kann Ordnung gefährden. Ordnung braucht keine Wahrheit.

Aber es gibt einen Unterschied zwischen der Unkenntnis der Wahrheit und dem Verbreiten von Lügen. Ein Beispiel ist eine Führungsfigur, in welcher Situation auch immer. Nehmen wir an ein Politiker oder eine Politikerin hat ein zerrüttetes Privatleben, leistet aber in seiner Funktion als Amtsträger oder Amtsträgerin sehr gute Arbeit. Wenn dieser Mensch aus seiner privaten Situation nichts berichtet, ist seinen Wählern vielleicht nicht klar, dass sie eine Wahrheit nicht kennen. Unterstellen wir einigermaßen fortschrittliche gesellschaftlich anerkannten Vereinbarungen um das Privatleben von Personen des öffentlichen Lebens und Amtsträgern kann und sollte diese Person aus meiner Sicht verschweigen dürfen, was hinter seiner bzw. ihrer Haustür passiert. Wenn er oder sie allerdings seine Kampagne auf einem Familienbild aufbaut, das nichts mit seinem Leben zu tun hat, dann lügt er.

Es geht mir um die Sache! Mir geht es nicht darum, jede Wahrheit ans Licht zu bringen, sondern Lügen klar als solche zu entlarven. Denn Lügen haben immer einen Zweck. Und der ist nur sehr selten ehrbar.

Dabei möchte ich nochmal ins Gedächtnis rufen, dass genau der gegenteilige Zweck, nämlich das Verbreiten von als faktisch falschen Informationen von Akteuren betrieben wird. Da stellt sich die Frage: Wer sollte der Wahrheitssuchende Akteur sein? Wer könnte es sein? 

Die Wahrheitssuche kann aus meiner Sicht nicht einem einzelnen Akteur überlassen werden. Jeder Informationsakteur würde vermutlich parallel zu einem Wahrheitsakteur. Und die Menschen in einem Informationsnetzwerk würden sich auswählen, welchem Akteur sie trauen möchten. Ein umfangreicher Wahrheitscheck könnte mit KI-Unterstützung geleistet werden. Für das freiheitliche, liberale Umfeld in Deutschland und Europa könnte zum Beispiel der öffentliche Rundfunk diese Aufgabe übernehmen, wobei diese Organisation vermutlich nicht finanzstark genug wäre um sowas zu leisten. Die Europäische Union wäre für mich auch ein Kandidat.

Allerdings würden sicherlich viele andere globale Akteure diesem Thema schneller annehmen. In totalitären Strukturen wie Russland und China herrscht bereits eine umfassende staatliche Kontrolle über Informationen. Und die amerikanischen Großkonzerne mit ihren Oligarchen im Hintergrund könnten auch bei technischer und struktureller Verfügbarkeit sehr schnell versuchen in eine Meinungsführerschaft um die Wahrheit zu kommen. Während totalitäre Systeme wie Russland und China Wahrheit und Recht in ihrem Machtbereich selbst definieren, verfolgen amerikanische Konzerne primär wirtschaftliche Interessen im Social-Media-Bereich – dort steht die Aufmerksamkeit, nicht die Wahrheit, im Fokus..

Der Markt wäre also derzeit eher unbesetzt.

Einen interessanten Gedanken habe ich noch zum Thema Wahrheitsfindung durch KI. Elon Musk und mehrere sehr prominente amerikanische Tech Leader warnen vor der unkontrollierten Entwicklung von KI. Haben sie vielleicht nicht nur Sorge um eine Übernahme der Welt durch eine neue Lebensform. Haben sie vielleicht auch Sorge vor der Wahrheit?

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Erste Veröffentlichung: 19.12.2024

21.12. Links nach unter geschoben. Kleine Anpassungen im Text.

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